[lug-ld] Frage Storage System

Jochen Wambsganß j.wambsganss at createc-solution.com
Mi Mai 6 08:44:26 CEST 2015


Hallo Steffen,

ich hatte mir schon vor längerem intensiv Gedanken zu diesem Them
gemacht und habe für mich persönlich beschlossen KEINE Hardware RAIDs
mehr einzusetzen.

Die Gründe dafür, bzw. dagegegen:

Hardwareraids

1. Hardwareraids sind in der Regel sehr teuer, vor allem wenn man es
richtig macht und auch die BBU mit dazu kauft.

2. Die fest verbauten Hardwareraids, gerade in billigeren Servern, sind
die blanke Katastrophe.

3. Das senden von Benachrichtigungen per Mail über den Zustand des
RAIDs, bzw. der Platten ist oft knifflig bis teilweise nicht möglich
und, sorry, was nützt ein Mail, dass sich nicht meldet, wenn die Platte
wegfliegt. Alternativ kann man hier natürlich smartd für den
Plattenzustand einsetzen, was manchmal bei Hardwareraidcontrollern etwas
knifflig ist.

4. Wenn statt der Platte mal der Controller defekt wird, hat man das
Problem, wie man an eine gleichwertige Hardware kommt um das RAID wieder
herzustellen. Das ist vor allem dann ein Problem, wenn es sich um einen
älteren Controller handelt. Und man schafft einen weiteren single point
of failure.

Softwareraids

1. Softwareraids unter Linux sind sehr zuverlässig und benötigen keine
spürbare Rechenleistung bei modernen Prozessoren. Zudem sind sie äußerst
robust.

2. Das Softwareraid lässt sich auf jeder beliebigen Hardware die gerade
vorhanden ist wieder zusammenbauen. Selbst RAID Systeme mit defekten
Platten lassen sich problemlos wieder zusammensetzen. Der SPOF mit
proberitärer Hardware entfällt.

3. Die Benachrichtigung über den Zustand erfolgt komfortabel über das
Betriebssystem, das funktioniert zuverlässig. mdadm hält dich auf dem
laufenden über den RAID Zustand, smartd über den Zustand der Platten.

4. Keine Hardwarekosten

Ich hab jetzt über viele Jahre Erfahrung mit den verschiedensten RAID
Systemen gesammelt und kann nur sagen, dass Software RAID Systeme unter
Linux wirklich sicher und robust sind. Ein Softwareraid kannst du nur
mit Gewalt und Absicht zerstören solange die Platten noch in Takt sind.
Du kannst z.B. ein RAID5 aus einem Rechner ausbauen und in beliebiger
Reiehenfolge in einen anderen Rechner rein, das Ding baut sich einfach
wieder richtig auf.

Bei Bedarf startest du eine Live CD und hast vollen Zugriff auf das
Softwareraid. Selbst defekte RAID Systeme mit kaputten Platten hab ich
schon wieder zum laufen gebracht.

Die Performance: kein Unterschied zum Hardwareraid. Diesen Test hatte
ich selbst mal gestartet. Im Prinzip funktioniert folgende Faustformel
sowohl mit Software als auch mit hardwareraid:
RAID5 mit 4 Platten => Geschwindiwgkeit = 3x Geschwindigkeit der
Einzelplatte (eine darf ausfallen)
RAID6 mit 8 Platten => Geschwindigkeit = 6x Geschwindigkeit der
Einzelplatte (2 dürfen ausfallen)

Mit ZFS sollte das theoretisch auch funktionieren, allerdings habe ich
damit keine Erfahrungen. Bei meinen Kunden setze ich ausschließlich
mdadm für Softwareraids ein, das hat sich langjährig bewährt. Mit ZFS
müsste ich erst mal Erfahrungen für die extremfälle sammel, dafür fehlte
mir bislang die Zeit.


Ich hoffe, ich konnte dir damit helfen
Jochen Wambsganß

Am 04.05.2015 22:20, schrieb Steffen Wagner:
> 
> Hi Leute!
> 
> hat jemand Erfahrungen bezüglich Storage Systemen? Kann mir jemand
> erklären ob aktuell immernoch Hardware RAID das "einzig" wahre ist? Es
> ist ja auch irgendwie ZFS / UFS / JBOD (z.b mit Napp it) möglich...
> Ich wäre für eine Aufklärung super dankbar (welche Kombis gehen, was ist
> sicher genug bzw. mit Raid vielleicht vergleichbar?)!
> 
> Liebe Grüße + Danke,
> Steffen
> 
> 
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