[lug-ld] Desktop Environments

Volker Gass vgass at gmx.de
Sa Apr 22 01:33:37 CEST 2023


Liebe LUGer,

nachdem jetzt mehrfach das Thema Desktop-Systeme und "Bedienungshilfen",
wie es so schön beim MacOS heißt, angesprochen wurde, möchte ich mein
jüngstes Erlebnis dazu schildern.

Ein Bekannter bekam ein altes MacBook, das er für seinen neu erstandenen
3D-Drucker und LaserCutter nutzen wollte. Das System auf dem Gerät war
jedoch viel zu alt und so hatte ich fluxx Linux Mint, Cinnamon Edition,
darauf installiert.

Auf Anhieb wurde die ganze Hardware erkannt, das System lief sofort und
ohne jegliches Zutun scheinbar makellos. Das war dann doch schon ein
wenig verwunderlich, absolut nicht unerfreulich.

Für den 3D-Drucker kann man "UltiMaker Cura" direkt aus dem Repository
installieren lassen und für den LaserCutter konnte ich die Linux-Version
von "LightBurn" installieren. Wow, läuft!

Läuft?
Nee, läuft nicht!

Beide Softwarepakete fanden einfach ihre jeweiligen "Drucker" nicht.
Nein, das war nicht präzise: sie fanden gar keinen Drucker - es gab auch
keine Fehlermeldung, wenn man einen anderen (falschen) Drucker auswählte.
Einfach kein "Drucker" vorhanden.

Im Terminal mit "lsusb" waren die Geräte jedoch sichtbar, wo lag das
Problem? Fehlende Zugriffsrechte? Nun, so etwas hatte ich schon einmal,
aber das war auch nicht die Lösung.

Lange Rede, kurze Antwort: "brltty" hat die USB-Ports belegt, ein
Kernel-Modul für eine Braille-Zeile. (Vorrichtung für Blindenschrift)

Ich vermute, da es weder für Cura noch LightBurn Treiber im System gibt,
wurden deshalb die USB-Schnittstelle(n) von dem Kernelmodul für eine
Braille-Zeile in reserviert und in Beschlag genommen. Die Schnittstellen
waren für die Software quasi unsichtbar geworden.

Merkwürdigerweise wurden jedoch USB-Speichersticks sofort angenommen und
auch gemountet, da war das Braille-Modul kein Problem.

Es gibt in der Benutzeroberfläche aber auch keine Option zum Aktivieren
oder Deaktivieren einer Braille-Vorrichtung. Es blieb daher nur der Weg,
das Kernelmodul im Terminal mit Root-Rechten zu deaktivieren.

Ein relativ einfacher Befehl, mehr nicht.

Oder, noch einfacher: sudo apt remove brltty

Für einen "normalen" Anwender absolut nicht nachvollziehbar und auch
nicht zuzumuten. Leider bin ich von selbst auch nicht darauf gekommen,
doch nun läuft der Computer problemlos, 3D-Druck und LaserCutter laufen.

Fazit: behindertengerechte Computer und Software sind wünschenswert und
löblich - solange Unbehinderte nicht dadurch behindert werden!

Grüße,
nun wieder aus dem Wasgau,
   Volker



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