[lug-ld] Lern-eMails, beste Werbung für LUG; aber: Prob hängt noch

Volker Gass vgass at gmx.de
So Jul 21 15:02:11 CEST 2019


Hallo alle, zumeist unbekannten, "lug-ld"-ler,
hallo Heinz,

ich bewundere Deine Hartnäckigkeit "der Sache" auf den Grund gehen zu
wollen, habe mich aber bisher als "Neuer" zurückgehalten und kenne die
Distribution Mint auch nur vom Hören. Das ist auch nur eine von vielen.

Als Supporter versuche ich es nun einmal ganz allgemein zu erklären,
um damit auch die letzten Fragen irgendwie noch vom Tisch zu bekommen.

Ein Linux/Unix System wird installiert und die Software in Paketen
organisiert. Eine komplette Liste der aktuellen Pakete wird dabei für
jede Distribution zentral gepflegt und verwaltet, das lokale System
sollte(!) eine lokale Kopie dieser Liste [1] immer auf dem aktuellen
Stand halten - das ist wohl mit "Auffrischen" gemeint. (Kommando bei
Debian-Derivaten: apt-get update)

Es wird vom lokalen System eine weitere Liste mit allen schon
installierten Paketen geführt und durch den Vergleich mit der globalen
Liste kann die Paketverwaltung erkennen, welche Pakete hinzugekommen
sind bzw. welche sich geändert/aktualisiert haben.

Durch den Befehl "apt-get upgrade" werden die zu aktualisierenden
Pakete ermittelt und bei Bedarf auch gleich geladen, installiert und
konfiguriert. Oftmals wird bei einem Desktop-Linux in regelmäßigen
Abständen dem Endanwender ein Programm gestartet, das auf diese Funktion
hinweist und diese ggf. auch auslöst - das System ist damit wieder auf
aktuellem und (hoffentlich) sicherem Stand.

Von all dem, was sich im Hintergrund abspielt, bekommt der Endanwender
so gut wie gar nichts mit - und das ist meist auch ganz gut so.
Das einzige: da Zugriffe in systemrelevante Bereiche vorgenommen werden,
muß ein "privilegierter User" (Admin/root) dieses mit seinem Paßwort
freigeben. Deswegen laufen Updates/Installationen i.d.R. nicht selbst-
tätig im Hintergrund ab.

Oft ist in den Linux-Distributionen noch ein weiteres Programm (oft nur
eine GUI) dabei, die es dem Anwender erlaubt, sich die Liste der Pakete
anzusehen, welche auszuwählen und installieren - oder entfernen
zu lassen. (apt-get install bzw. apt-get remove)

So kann ein Endanwender z.B. ganz einfach das (Meta)Paket "LibreOffice"
auswählen und installieren lassen. Das sind vermutlich hunderte von
kleineren Paketen, viele mit eigenen Abhängigkeiten von anderen Paketen,
die installiert werden müssen. Das System "weiß", welche Pakete schon
vorhanden sind und lädt, installiert und konfiguriert nur die Teile, die
fehlen. Das können Fonts, Bilder, Laufzeit-Bibliotheken (.so), Programme,
Scripte, Konfigurationsdateien und alles mögliche andere sein.

Das schöne: der Anwender braucht davon i.d.R. gar nichts davon wissen,
es reicht ein einfaches "apg-get install libreoffice" - fertig.

Zum Proxy: damit bezeichnet man gewöhnlich so etwas wie ein Zwischen-
speicher. Habe ich in einer Firma vielleicht Dutzende oder gar hunderte
von Maschinen, kann alleine die automatische Aktualisierung der Systeme
die Internetverbindung ordentlich belasten. Oder eine Firewall verhindert
den direkten Zugang zum Internet. Hier hilft ein Proxy, der den/die
Update-Server möglichst zeitnah(!) spiegelt und ersatzweise verwendet
werden kann.

Konkret zu den Buttons der Aktualisierungsverwaltung:
durch "apt-get upgrade" wird (u.a.) eine Liste aller zu aktualisierenden
Pakete und auch zusätzliche Vorschläge zur Erweiterung angezeigt.

Meine Vermutungen:

* leeren: hier werden alle vor-ausgewählten Pakete "abgewählt"
* Alles auswählen: alle ermittelten (und vorgeschlagenen) Pakete werden
zur Installation ausgewählt.
* Auffrischen: die zentrale Liste der Pakete wird erneut geladen, die
Abhängigkeiten aufgelöst und alle neu zu installierenden Pakete werden
nochmals ermittelt. (apt-get update)
* Aktualisierung installieren: das auslösende "y" wie "Yes" bei "apt-get
upgrade" - zurücklehnen und staunen.

Das eigene Compilieren von Programmen ist schon wieder eine ganz andere
Liga, da muß man ggf. schon selbst darauf achten, daß bestimmte Pakete
installiert sind. Aber auch hier: weiß ich um den richtigen Namen eines
benötigten Paketes, kümmert sich das System mit apt-get wieder selbst um
alles weitere. Ich muß dann nur selbst darauf achten, daß ich nicht mit
irgendwelchen Paketen in die Quere komme.

Das System selbst compilieren ist noch ein paar Level höher angesiedelt.
Das sollte man tunlichst lassen, wenn man sich nicht wirklich damit
auskennt und wohl dabei fühlt. (hoffentlich!)


Das waren viele Worte und das Thema dennoch nur angekratzt.
Aber das reicht, mehr muß ein "normaler" Anwender gar nicht wissen.
Deswegen waren wohl alle an dem Abend ein wenig belustigt über Deine
Probleme. Wohl aber auch, weil man sich überfordert sah, mit wenigen
Worten zu erklären, was so ganz offensichtlich für uns "Linux-er" ist.

...

Sollte ich etwas falsch dargestellt haben, so bitte ich nicht gleich
gesteinigt zu werden. Unvollständig war es auf jeden Fall, es sollte
aber für den Normalfall dicke reichen.


Gruß aus dem Wasgau
   Volker
(der andere Volker)



System
     kocht mit Paket: ->Wasser (machen alle!)
     beinhaltet weitere Pakete: ->Kraut und ->Rüben

Paket: ->Kartoffelsuppe
     benötigt: ->Wasser, ->Suppengrün, ->Kartoffeln, ->KartoffelsuppenGewürz

Paket: ->Suppengrün (Metapaket, kein eigenständiger Nutzen)
     benötigt: ->Kraut, ->Rüben, ->Sellerie

Installation von ->Kartoffelsuppe mittels:
     apt-get install Kartoffelsuppe

Es wurde neu installiert:
     ->Sellerie, ->Kartoffeln und ->KartoffelsuppenGewürz


Das System liefer inklusive:
     ->Wasser, ->Kraut und ->Rüben

Paket ->Suppengrün braucht zu Vollständigkeit nur noch:
     ->Sellerie

Paket ->Kartoffelsuppe ist dann vollständig mit:
     ->Kartoffeln und ->KartoffelsuppenGewürz


Das Paket-Script im Paket ->Kartoffelsuppe ist das Rezept dazu: es "kauft"
die Zutaten ein, kocht, würzt und rührt die die Suppe um - Mahlzeit...!

Und nach der nächsten Aktualisierung ist ->Kartoffelsuppe wieder frisch,
vielleicht sogar mit neuen, frischen Gewürzen versehen...


;-)


[1] genauer: es gibt eine zentrale Datei (/etc/apt/sources.list), die
angibt, welche Listen wo zu laden und beachten sind. Das macht das System
noch flexibler. Per Default für das aktuelle System vorkonfiguriert.