[lug-ld] S) Linux in Geräten - quelloffen?

Ekki Plicht (DF4OR) ekki at plicht.de
So Jun 7 15:02:55 CEST 2020


Moin Heinz.

Der Vorteil ist zunächst in der Tat nicht mehr, als das Zyxel für die
Entwicklung des OS, Webservers, NAS, Protokollstack wie SMB usw. usf nichts
zu zahlen braucht. Und erfahrene Anwender mit einer nicht allzu
aufwändigen Kontrolle prüfen können, ob die verwendeten Komponenten im NAS
bekannte Bugs haben. Mehr nicht.

Dem Gerät lag wahrscheinlich ein Zettel bei, auf dem die verwendeten
Programmteile aufgelistet waren, sowie die Lizenzen dazu, oder Verweise auf
die Lizenz irgendwo im Netz. Damit ist in den meisten Fällen einer Open
Source Lizenz genüge getan.

Und mehr ist so ein NAS nicht. Das was Zyxel an Eigenleistung gebracht hat,
ist die zu Grunde liegenden Programmbestandteile benutzbar zu machen und
ein mehr oder weniger schlechtes Webinterface drauf zu setzen. Das ist eine
Übung für den Lehrling, in gut 4 Wochen zu erledigen. Das ist also etwas
HTML, Javascript und fertig. Und das liegt auch offen oder leicht
verschleiert auf dem NAS rum, k.A. ob das irgendwie von einer Lizenz
geschützt wird. Der Rest (LEDs an/aus) ist meist auch über Linux steuerbar.

Jetzt zur Frage, ob man da als Linux-Freund was mit anfangen will oder
kann.
Antwort: Nein, in den allermeisten Fällen ist es die Mühe nicht wert.

Aber es gab und gibt immer wieder ähnliche Produkte, wo es sich extremst
gelohnt hat das aufzubohren und zu verbessern. Ich erinnere an den
WRT-54G von Linksys. Der bildete den Kristallisationspunkt für eine
Entwicklung die zu OpenWrt und vielen anderen Embedded Systemen geführt
hat. Selbst die Freifunk Initiative könnte man auf diesen Router
zurückführen, zumindest gibt es da sehr viele Berührungspunkte. Ein anderes
Beispiel ist das NSLU2, ebenfalls von LinkSys, ein Vorläufer der vielen
kleinen SBC wie Raspi usw.

Konkret so ein Gerät auszulesen und zu modifizieren ist machbar, aber lohnt
meistens die Mühe nicht. Du kommst i.d.R. über einen sog. JTAG
Programmier-Anschluß an den internen Speicher dran und kannst die Inhalte
rausziehen. Und dann? Dann hast Du ein uraltes und null-gepflegtes Linux,
veraltete Protokollstacks wie SMB1/SMB2, fehlerhaften OpenSSH, einen
altmodischen Apache2 usw usw. So what? Du müsstest nun hergehen und gucken
das Du den Mangel (fehlendes SMB3) behebst. Das setzt sehr sicher einen
neueren Kernel voraus, also musst Du das Linux austauschen. Das wird mit
ziemlicher Sicherheit dazu führen das Du auch nahezu alle anderen
Bestandteile austauschen musst. Oder Du gehst her und kompilierst SMB3 in
den alten Kernel ein, also eine Rück-portierung. Sicher nicht unmöglich,
aber ganz bestimmt den Aufwand nicht wert.

In diesem Sinne... den Schrott bitte sauber entsorgen :)

Gruß,
Ekki










Am So., 7. Juni 2020 um 11:26 Uhr schrieb Pahle Heinz <heinz.pahle at gmx.de>:

> Liebe LUGer,
>
> könnten sich jetzt Linux-Spezialisten (wenn auch theoretisch) selbst
> helfen? Theoretisch, weil ich nicht weiß, wie man an, bzw. ob man
> überhaupt an den Programmspeicher eines Gerätes rankommt.
>
> Ich habe ein altes NAS, ZyXEL NSA310, das ich eigentlich verschrotten
> müsste, weil es kein SMB3 kann, Vorgänerversion halt. Könnte man ein
> Linux samt einem neuen Apache-Server (der beinhaltet SMB, so ich las)
> compilieren und in die NAS-Kiste verfrachten?
>
> Genau da wüsste ich gerne einmal den Vorteil davon, dass im NAS ein
> Linux läuft. Klar, ZyXEL hat nichts dafür entwickeln/zahlen müssen,
> Endpreis günstig. Aber was im NAS läuft, das ist doch sicher ein
> Betriebsgeheimnis (wie z.B. bei AVM-Routern auch). Was ist denn da
> quelloffen? Oder muss ZyXEL dann, wie andere auch, den kompletten
> Quellcode offenlegen?
> Denn ohne Kenntnis, wo genau Programm- und Arbeitsspeicher (auch für
> Stack) liegen, wo I/O-Adressen für LEDs und Schalter sich im Adressraum
> befinden, kann man selbst bestimmt nichts machen (doch, mit großem
> Zeiteinsatz!). Im Prinzip ist es für mich die Frage, was bei einem Gerät
> (z.B. NAS) Quelloffenheit heißt.
>
> HINGEGEN
> Ein Standardboard hernehmen (oder Raspi), Software, die einem gefällt
> draufbringen, das geht bestimmt - und da ist freie Software sicher toll.
> Ich gebe nur zu bedenken, dass in Fertiggeräten Raffinessen eingebaut
> sind, die bei Eigenentwicklung quasi zur Lebensaufgabe mutieren. Nicht
> mein Fall, bastle mir auch keinen Hammer, keine Zange.
>
> Gruß
> Heinz
>
> PS:
> Ich stehe erst mal auf'm Schlauch und die Schlaule im web zeigen mir nur
> was sie wissen. Das hilft mir nicht. Ich glaube nach wie vor, dass
> (echte) Lehrer auf Dumme (auf deren Fragen) eingehen müssen und das auch
> tun.
>
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